Unterernährung und Fettsucht als koexistierende Herausforderungen
Nach Einschätzung der WHO steigen in Ländern mit mittleren und niedrigen Einkommen die Fallzahlen für nichtübertragbare Krankheiten wie Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen, Diabetes und Krebs überdurchschnittlich schnell. Fast drei Viertel aller durch sie bedingten Todesfälle, d.h. 28 Millionen, treten in Schwellen- und Entwicklungsländern auf; der überwiegende Teil davon vorzeitig, also noch vor dem 70. Lebensjahr. Experten bezweifeln schon seit längerem, dass ausreichende nationale Programme entwickelt sind, auch weil der Schwerpunkt der Gesundheitspolitik und der internationalen Hilfen für die ärmeren Regionen über Jahrzehnte hinweg auf der Bekämpfung von Infektionskrankheiten und der durch sie auch bedingten Unterernährung lag. Doch in den meisten Regionen der Erde, die über Jahrzehnte von extremer Unterernährung geprägt waren, verändern sich mit zunehmendem materiellem Wohlstand auch die Ernährungs- und Lebensgewohnheiten. Eine Folge dieses sogenannten Ernährungsübergangs (nutrition transistion) ist zunehmende Fettsucht. Das Risiko, an nichtübertragbaren Erkrankungen infolge von Fettleibigkeit zu sterben, ist für Menschen, die in ihrer frühen Kindheit einem extremen Nahrungsmangel ausgesetzt waren, besonders hoch. Die Koexistenz von Unterernährung und Fettsucht wird zunehmend zu einer Doppelbelastung, zu deren Bewältigung es neuer Konzepte bedarf. Ein Lösungsansatz könnte das Stewardship-Prinzip sein, das die Interessen aller für Ressourcen Verantwortlichen eines Landes in Eigenverantwortung zusammenführt.